Französische Ringarbeit

Französische Ringarbeit
Der Traum vieler Hundesportler ist natürlich der, am Championnat de France en Ring, also der französischen Meisterschaft im Ring, teilzunehmen.

Hierfür muß der Hund mindestens fünfmal 320 von 400 Punkten in der Ring III Prüfung unter 3 verschiedenen Richtern erreichen. Damit hat er das Recht erworben am Selectif teilzunehmen. Nun werden die Ergebnisse von 3 Selectifen zusammengezählt und die Hunde mit den höchsten Ergebnissen dürfen am Championnat teilnehmen.

Die Prüfung findet traditionsgemäß an zwei Tagen im Juni an jeweils einem verschiedenen Ort in Frankreich statt. Die französische Dachorganisation legt jedes Jahr die Anzahl der Teilnehmer fest, die ungefähr bei 27 Hunden liegt. 2 weitere Hunde sind als sogenannte weiße Hunde "chiens en blanc" zugelassen, daß heißt sie sind Teilnehmer der Meisterschaft, nehmen in der Wertung um die Plätze jedoch nicht teil, da sie jeweils als Probehund als erster die Prüfung am Morgen durchlaufen. 1997 mußte zum Beispiel die Durchschnittspunktezahl aus den Selectifen über 369,55 Punkten liegen um am Finale teilnehmen zu können. Ein Teilnehmer des Championnats wird stolz als finaliste bezeichnet.

Noch in den Sechziger Jahren waren die einzigen belgischen Schäferhunde, die am Championnat teilnahmen die langhaarigen schwarzen Groenendael. Ich erinnere hierbei an den Championnatsieger Morgan Parc Hay und den vielfachen Finaleteilnehmer Tabou Orchidee Noire. Mitte der sechziger Jahre begannen sich dann die ersten Malinois zu behaupten, viele stammten aus dem berühmten Zwinger Mouscronnais, dessen Linien auf den berühmten Rüden Flap zurückgehen. Daneben wurden von Herrn Haest noch 2 Hunde aus dem Mas Lavandes-Zwinger geführt und zwar Nelko und später Urf. Zu dieser Zeit waren die meisten teilnehmenden Hunde deutsche Schäferhunde, vereinzelt nahmen auch Bouviers und Berger de Beauce teil. In Frankreich trat dann in den siebziger Jahren das ein, was wir auch heute in Deutschland beobachten, nämlich der Siegeszug des Malinois auf den großen Wettkämpfen. In Frankreich vollzog sich der Wechsel noch radikaler, da die Ringprüfung leichte, schnelle und temperamentvolle Hunde bevorzugt. Gerade die schweren Sprungübungen machen anderen Hunderassen sehr zu schaffen und die in Frankreich geforderte Schnelligkeit und Triebfestigkeit im Schutzdienst prädestinierten den Malinois für diese Arbet. Als dann M. Debonduwe, der 1980 mit seinem deutschen Schäferhund Lento den Titel holte auf den Malinois umstieg und mit dem berühmten Othar Noaillerie den Titel viermal und einmal mit dessen Sohn Tino holte, begann eine Entwicklung, die dazu führte, daß fast nur noch Malinois am Championnat teilnehmen. Zur Zeit sind etwas 1-2 Deutsche Schäferhunde bei jedem Championnat vertreten, ebenso etwa gleichviel Tervueren welche bis auf eine Ausnahme immer aus Malinois stammten und ganz selten nimmt auch mal ein Berger de Beauce am Finale teil. Der Aufstieg des Malinois hatte aber auch mit einem veränderten Malinoistyp zu tun. Die Flap-Nachzuchthunde waren alle recht schön im Typ, leichtführig, sehr temperamentvoll. 1974 holte sich dann M.LeLevier den Rüden Xjelaba aus Belgien nach Frankreich.

Xjelaba, genannt DucDieser Hund hatte weniger Typ als die bisherigen französischen Hunde, aber er brachte Kampfesstärke und Ausgeglichenheit mit und das war genau das was den französischen Hunden noch fehlte um ganz "oben auf dem Siegertreppchen" zu stehen. Xjelaba, er wurde Duc genannt, stammte aus der berühmten Sirol-Linie und sein Einfluß auf die französische Zucht nahm er vor allem über seinen berühmten Sohn Othar Noaillerie. In Folge wurden mehrere Hunde aus Belgien (auch aus dem berühmten Deux Pottois-Zwinger) importiert. In Frankreich ist es üblich meist eine temperamentvolle Mutterlinie aus Flaplinienführung mit einen Rüden aus kampfstarken belgischen Linien zu kreuzen oder als Eltern schon Französisch-belgische Mischlinien zu kreuzen oder diese Hunde wieder mit Flap oder Sirol-Nachkommen zu kreuzen.Die Hunde die am Finale des Championnats teilnehmen sind alle berühmt und es gibt viele Geschichten über sie, so die des berühmten Jony Comte Ribeaupierre welcher schon mit 14 Monaten Teilnehmer des Championnats war.

Ebenso bewies die Teilnahme von Bunk und Quacha Mouscronnais, sowie letztes Jahr von Cops Parc Acacias im hohen Alter von 10 Jahren am Finale auf beste Art die Leistungsfähigkeit der Rasse. Legenden wurden dabei natürlich solche Hunde die die schwere Vorselection immer wieder schafften und jahrelang am Finale teilnahmen. Aufgeliste habe ich nachfolgende Hunde, die mindestens fünfmal am Finale teilnahmen:


Bunk, Championatsieger 1991

    Siebenmal haben teilgenommen:

  • Bunk (Sandor Foudriots-Sun Marais Aunis) HF: Beyer und Vico
  • Turenfels (Rusky-Sussy Turenfels) HF: Sengelin





Quacha Mouscronnais nahm mit 10 Jahren am Championnat teil

    Sechsmal haben teilgenommen:

  • Amos (Vass Faubourg Postes-Ulida Mouscronnais) HF: Ernoult; Bacchus Hutte Pins (G`Bibber-Vanda Vulcain). HF: Kratz; Jony Conte Ribeaupierre (Urgo Turenfels-Vanda Turenfels), HF: Orlandini;
  • Othar Noaillerie (Xjelaba-Lassa Noaillerie) HF: Debonduwe; Quacha Mouscronnais (Nerck Grensstraat-Pousca Mouscronnais) HF: Pau: Ultra Domaine Camèlèon (Cibo Meulderhof-Jessie Haut Tesson) HF: Guevel


    Fünfmal haben teilgenommen:

  • Pheroce Noaillerie (Xjelaba-Jade Noaillerie) HF: Le Levier; Robin Fontaine Buis (Mutin Fontaine Buis-Nelia Fontaine Buis) HF: Cousturier; Tino Virginie (Othar Noaillerie-Poupette Virginie) HF: Debonduwe; Titus Virginie (Othar Noaillerie-Nadia Noaillerie) HF: Gautier



Beim Championnat wird noch unterschieden zwischen dem Championnatssieger, der die höchste Punktzahl aus den Selectiven und dem Finale erreicht hat und dem Coupesieger der am Finale den Tagessieger macht.

    Championnatssieger unter den Belgischen Schäferhunden waren:
    Am Anfang die Groenendael:

  • Vitou Ed: 1952-1954 und Morgan Parc Hay: 1968
  • Dann siegten die Malinois:

  • Nelko Mas Lavandes (Midas Bonmoss-Lassie Val Orge) HF: Hast 1969
  • Quacha Mouscronnais (Nerck Grensstraat-Pousca Mouscronnais) HF: Pau: 1972
  • Sandor mouscronnais (Mulot-Pousca Mouscronnais) HF: Geairain: 1973
  • Urf Mas Lavandes (Midas Bonmoss-Ranie Ventadour) HF: Haest: 1975
  • Jony Conte Ribeaupierre (Urgo Turenfels Vanda Turenfels) HF: Orlandini: 1976
  • Ludic Pierres Moulin (Tann Mouscronnais-Vista Faubourg Postes) HF: Alarcon: 1978
  • Othar Noaillerie (Xjelaba-Lassa Noaillerie) HF: Debonduwe: 1981-1982-1983-1984
  • Tino Virginie (Othar Noaillerie-Poupette Virginie) HF: Debonduwe: 1985
  • Rusty Trèvires (Vidoc Boscaille-Barta Boscaille) HF: Graziano: 1986
  • Tino Virginie (Othar Noaillerie-Poupette Virginie) HF: Debonduwe: 1987-1990
  • Titus Virginie (Othar Noaillerie-Nadia Noaillerie) HF: Gautier: 1988
  • Badge Loups Mutins (Sandor Foudriots-Panthère Noaillerie) HF: Rabouin: 1989
  • Bunk (Sandor Foudriots-Sun Marais Aunis) HF: Le Bail: 1991
  • Dockside Calvaire Acacias (Ivan Deux Pottois-Vanisse Calvaire Acacias) HF: Prigent:1992-1995
  • Cheyenne Loups Mutins (Ubu Noaillerie-Hany Deux Pottois) HF: Michel: 1993
  • Bacchus Vulcain (Othar Noaillerie-Sandy Vulcain) HF: Debonduwe: 1994
  • Fairplay Croix Mission (Barri Gaetanerie-Balsane Clan Samuraie) HF: Barhier: 1996
  • Itee (Keebee Deux Pottois-Drackie Bois Lutèce) HF: Bosch: 1997



Bei den Ringprüfungen und auch im Finale werden wenig Hündinnen geführt, folgende Hündinnen waren die berühmte Ausnahme von der Regel: Boogie Vulcain HF: Pittavino welche 4mal am Finale teilnahm sowie Utha Ventadour HF: Casanova welche zweimal teilnahm und schließlich Dixie Baulois HF: Madame Ponthonne welche einmal dabei war. Auch trifft man beim Ringsport, im Gegensatz zu deutschen SchH-Wettkämpfen, kaum Frauen als Hundeführerinnen, nur wenige haben bisher am Finale teilgenommen, es handelt sich dabei um Mademoiselle Polichnowski mit Aggler Vulcain und seinem Sohn Gast Ty Bleiz Nevez und Madame Defaugt mit Bip Bois Thur, sowie Madame Ponthonne mit Dixie Baulois und Madame de Brouwer mit Flap Fontaine Sylphes.

Othis Domaine Maison NeuveFolgende Finalisten wurden bisher in Deutschland in der Zucht eingesetzt:
Urgo Turenfels (Rusky-Sussy Turenfels); Othis Domaine Maison Neuve (Typitz Mouscronnais-Irina Grande Roseraie): Rusty Trèvires (Vidoc Boscaille-Barta Boscaille);Ugo Fontaine Buis (Mansour Fontaine Buis-Offa Fontaine Buis); der in Frankreich stehende Mick Löwnfels (G`Vitou Deux Pottois-Cris Boscaille), welcher als einziger alinois aus deutscher Zucht bisher Teilnehmer des Finales war. Weiter haben Nachkommen in der deutschen Zucht Clip Colline Bambeque (Ultra Domaine Camèlèon-Anais Nordmeulen) und der nach Deutschland importierte Eyra Calvaire Acacias (Ivan Deux Pottois-Cibel Calvaire Acacias) sowie der zweifache Coupesieger (1996-1997) Huit-Aout (Calipe Echo Grandes Plaines-Coca Grand Pacot).

Ugo Fontaine BuisDie Atmosphäre des Ringchampionnats zu vermitteln ist kaum möglich, ich empfehle jedem es sich selber anzuschauen. Schlachtenbummler unterstützen lautstark und mit Spruchbändern ihren Lieblingshund, nach einem guten Angriff geht ein Raunen durch die Menge und die ganze Tribüne tobt, wenn ein Hund einen Figuranten zu Fall gebracht hat. Also am besten zum nächsten Finale hinfahren und alles mit eigenen Augen sehen.




Wie qualifiziere ich mich für das "Championnat de France" (Ring) ?
Diese, wohl für den deutschen Hundesportler eher retorische Frage, hat ihren Reiz und ich möchte Ihnen einmal näherbringen, was ein französischer Hundesportler und sein Hund leisten müssen, um sein Traumziel, daß französische "Championat de France" (in Frankreich mehr unter dem Namen "Finale" geläufig) zu erreichen.

1. Das Finale
Es findet in der Regel am 3. Wochenende im Juni eines Jahres statt. Die Wettkämpfe gehen über 2 Tage. Allerdings müssen die Teilnehmer schon am Donnerstag anreisen, da am darauf folgenden Freitag, vom Veranstalter ausgerichtet,eine riesen Fete stattfindet bei der nur die Teilnehmer und die Offiziellen zugelassen sind. Das findet immer in einem besonderen Rahmen statt; sei es in einer Champagnerkellerei oder in einem Schloß. Einmal war diese Feier an Bord eines Ozeandampfers, welche Freitagsmorgens mit den Teilnehmern losfuhr und spät abends wieder zurück kam. Unterwegs wurde den ganzen Tag lang gefeiert.
Abreise ist Dienstags, da man ja den Montag dazu benutzen muß, das vergangene "Finale" gebührend zu feiern. Auch hier ist der Veranstalter sehr einfallsreich. Die Teilnahme ist Pflicht.

2. Die Teilnehmerzahl
Die Teilnehmerzahl beim "Finale" ist auf 26 Teilnehmer begrenzt. Dies ist für ein großes Land wie Frankreich nicht sehr viel. Wir haben in Deutschland auf unserem "Finale" (Deutsche Meisterschaft, DHV oder SV-Siegerprüfung, etc.) die vierfache Teilnehmerzahl. Also, die Teilnehmerplätze sind sehr knapp und entsprechend heiß umkämpft.Zusätzlich sind noch 2 "chien blanc" zugelassen. "Chien blanc" heißt übersetzt: weiße Hunde. Diese Hunde als "Problemhunde" zu titulieren wäre falsch, es sind hochkaratige Teams die da tätig sind, nämlich der 27. und 28. nicht zum "Finale" qualifizierte Teilnehmer der Vorausscheidungen, also die Hunde, die die Qualifikation zum Finale nur um Haaresbreite verpasst haben. Die "hommes des Attackes" (Schutzdiensthelfer) werden auch nicht an diesen Hunden eingesetzt, dies geschieht vor dem Finale. Und das auch nur sehr begrenzt. Diese beiden "Chien blanc" haben die Aufgabe, jeder an einem der beiden Wettkampftage, morgens, vor dem ersten eigentlichen Starter, einmal die für dieses Finale ausgeloste Reihenfolge der Übungen vorzuführen und dies unter absoluten Wettkampfbedingungen. Die Schutzdiensthelfer schonen die "Chien blanc" in keinster Weise.

3. Die Auslosung
Eine Besonderheit im Ring ist die Tatsache, daß morgens vor jeder Ringprüfung, in Anwesenheit der Hundeführer, vom Leistungsrichter die Reihenfolge der Übungen ausgelost wird, nach der an diesem Tage geführt wird. Diese Reihenfolge der Übungen gilt aber nur für diese, eine Prüfung. Was dies bedeutet, ist wohl jedem Hundeführer klar. Schema trainieren ist unmöglich. Dies nur einmal am Rande bemerkt, um die Rahmenbedingungen eines Finales abzustecken.

Wie ist nun der genaue Weg zur Teilnahme am "Championat de France"?
Bevor ein HF mit seinem Hund überhaupt Ringsport betreiben darf, muß er das "Brevet" absolvieren. Dies ist eine Zulassungsprüfung zum Ringsport, also nicht wie bei uns eine SchH I oder ähnliches. Ein "Brevet" ist keine Ringprüfung im eigentlichen Sinne. Mit dem "Brevet" muß der Hund beweisen, daß er gewisse grundsätzliche Dinge der Ausbildung perfekt oder annähernd perfekt beherrscht und in hohem Maße in der Hand des HF steht. Er muß beim "Brevet" keine unbedingte Mindestpunktzahl erreichen, sondern in jeder Übung mindestens 75% der Punkte erreichen, die auf dieser Übung liegen. Die Gesamthöchstpunktzahl bei einem "Brevet" ist 100 Punkte, Aber dies interessiert nicht, wenn das Team nur bei einer Einzelübung mehr als 25% der Punkte verliert, ist die Prüfung nicht bestanden und der Hund darf nicht in den Ringsport einsteigen. Selbst wenn er z.B. 92 Punkte in der Gesamtbewertung erreicht.

Gehen wir aber davon aus, daß unser Hundesportler das "Brevet" bestanden hat. Nun kann er mit seinem Hund die Ring I - Prüfung ablegen. 200 Punkte Höchstpunktzahl, davon müssen aber mind. 160 Punkte erreicht werden, sonst ist die Prüfung nicht bestanden. Diese Ring I - Prüfung muß der Hund zwei mal, mit mind. 160 P. ablegen, unter zwei verschiedenen Leistungsrichtern. Nun kann er in Ring II einsteigen; 300 Punkte Höchstpunktzahl, mindestens 240 P. müssen erreicht werden und ebenfalls zwei mal, unter zwei verschiedenen Leistungsrichtern. Jetzt darf er mit seinem Hund Ring III ablegen. Hier ist die Höchstpunktzahl 400 P. von denen er 300 P. zum Bestehen der Prüfung erreichen muß.

Interessant: Wenn der Ring III - Hund, der vielleicht schon 20 mal Ring III bestanden hat, 2 mal unter die Punktzahl von 300 fällt, wird er zurückgestuft auf Nivau Ring II. Er verliert quasi seinen Status als Ring III - Hund und muß erst noch zwei mal Ring II mit der geforderten Mindespunktzahl ablegen, bevor er wieder eine Ring III - Prüfung versuchen darf. So, unser HF ist in Ring III und will jetzt auf das "Finale". Über die Teilnahme an dem "Finale" entscheiden sogenannte "Selective". Jeder Hund muß 3 Selective durchlaufen. Um aber überhaupt an den "Selectiven" teilnehmen zu dürfen, und dies ist nun knüppeldick, muß er 5 Ring III - Prüfungen (genannt "Prè-Selective") mit einem Gesamtschnitt von derzeit 370 P. ablegen, unter 5 verschiedenen Leistungsrichtern.
Des weiteren muß auf jeder dieser Prüfungen mind. einer der "Homme de Attaque" für "Nivau national" zugelassen sein. Hierbei muß ich erklären, daß es in Frankreich 2 Kategorien von Schutzdiensthelfern gibt. "Nivau regional" und "Nivau national". Der normale Werdegang eines Schutzdiensthelfers in Frankreich sieht dermaßen aus, daß er nach einem Lehrgang, der sich über 1 Jahr erstreckt, mit ca. 12 Wochenendlehrgängen, und bestandener Abschlußprüfung, die Berechtigung hat, auf regionalen Ringprüfungen zu arbeiten. Diese Zulassung gilt aber nur 2 Jahre, dann muß er wieder eine Eignungsprüfung ableisten. Nimmt er an dieser nicht teil, oder fällt durch, darf er auf keiner Ringprüfung mehr eingesetzt werden. Dies gilt solange der "Homme de Attaque" tätig ist. Also, alle 2 Jahre ein Test oder aufhören. Jetzt gibt es noch für einige hochveranlagte Schutzdiensthelfer die Möglichkeit, sich für das "Nivau national" zu qualifizieren. Hierfür muß er wieder einen speziellen Lehrgang absolvieren, über ein ganzes Jahr und die Abschlußprüfung bestehen. Auch auf "Nivau national" muß der "Homme de Attaque" alle 2 Jahre einen Eignungstest ableisten.

Diese Schutzdiensthelfer auf "Nivau national" werden nach den Kriterien körperliche Fitness und Beweglichkeit ausgesucht und ebenfalls enorm wichtig, in wieweit sie die Psyche eines Hundes erkennnen können und dieses "Erkennen" in einem Wettkampf zu ihrem Nutzen verwenden werden um den Hund und seine Ausbildung gnadenlos dem Richter, sowie dem Publikum offenzulegen. Diese körperlich und psychisch hervorragenden "Homme de Attaques" dürfen dann auf überregionalen Prüfungen und "Selectiven", sowie dem "Finale" eingesetzt werden.

Also, wenn auf einer der Prüfungen, die zur Zulassung zu den "Selectiven" gezählt werden solln, kein "Homme de Attaque nivau national" tätig ist, kann diese Prüfug nicht als "Pre-Selective" gewertet werden, ebenso die Prüfung nicht, die vielleicht 2 mal unter dem gleichen LR abgelegt worden ist.
Unser HF hat nun seine 5 "Prè-Selective" zusammen (meistens braucht er dafür 8-12 Prüfungen), hat den Schnitt von mind. 370 P. erreicht und darf nun an den "Selectiven" teilnehmen, es liegt in der Natur des Ringsports, daß die "Homme de Attaques" sich laufend etwas neues einfallen lassen oder Lücken in der Ausbildung erbarmungslos aufdecken, die Schutzdiensthelfer werden auch vom LR zu jeder noch so kleinen Prüfung angefordert und mitgebracht. Mit den "Selectiven" hat es so seine Besonderheiten.

Im Detail:
Frankreich wurde zu diesen "Selectiven" in 9 Regionen unterteilt (Gruppe 1-9).
Zu diesen "Selectiven" wurden 3 Richterpärchen und 3 Schutzdiensthelferpärchen berufen. (Für die Beteiligten, Richter wie "Hommes des Attaques" ist dies der "Ritterschlag"). Jedes "Ritterpärchen" erhält ein "Helferpärchen" zugeteilt. Diese 4 (Richter u. Schutzdiensthelfer) bleiben immer zusammen. Von diesen 4er Gruppen gibt es nun also 3 Stück. Jede dieser 4er Gruppen richtet in jeder der 9 Regionen Frankreichs ein "Selective", kommt also 9 mal zu Einsatz. Alle 4er Gruppen kommen also einmal in jede der 9 Regionen. Dies heißt, daß in jeder Region 3 mal solch eine 4er Gruppe von Richtern und Schutzdiensthelfern erscheint, jedes mal eine andere Gruppe.

Jeder HF und sein Hund muß somit 3 "Selective" bei 3 verschiedenen Richter- u. Helferpärchen machen. Das herausragende an der Sache ist meiner Meinung nach, daß alle Hunde Frankreichs, die auf die "Selectives" gehen um dann eventuell die Qualifikation zum "Finale" zu erreichen, an exakt den gleichen Richtern und Schutzdiensthelfern gearbeitet haben, es also keine Unterschiede in der Bewertung und der Helferarbeit gibt. Durch dieses System ist das Höchstmaß an Einheitlichkeit gegeben, eine ehrliche und korrekte Selektion, an deren Ende dann die "Fahrkarte" zum Finale steht. Natürlich ist dieses System sehr aufwendig, vor allen Dingen für die amtierenden LR und Schutzdiensthelfern. Sie müssen an 9 Wochenenden in ganz Frankreich tätig sein. Es ist die einzige Chance auch wirklich die national besten Hunde auf dem Finale zu sehen.

Wir in Deutschland haben in dieser Beziehung kein wirklich leistungsbezogenes Auswahlsystem. Um nur die beiden großen Verbände zu erwähnen. Der SV hat seinen Landesgruppen ein festes Kontingent an Siegerprüfungsteilnehmern zugeteilt. Die Anzahl der Teilnehmer jeder LG resultiert aus deren Mitgliederstärke. Die größte LG stellt die meisten Bundessiegerprüfungsteilnehmer, die kleinste LG die wenigsten.

Auswahlkriterium:
Masse (Mitgliederanzahl) ist wichtiger als Klasse (Qualität der, unabhängig von der Mitgliederzahl,in Deutschland verteilten Hunde). Beim DHV ist es so ähnlich, die einzelnen Mitgliedsverbände haben ein festes Kontingent an Plätzen, die sie dann über interne Ausscheidungen besetzen. Allerdings kann ichdort überhaupt kein Auswahlkriterium feststellen, kein leistungsbezogenes und auch das Prinzip, daß der größte Mitgliedsverband (beim SV die LG) die meisten Hunde auf der Deutschen Meisterschaft stellt, greift hier nicht. Der Mitgliedsverband DVG, der bei weitem nicht der größte Verband des DHV, der Swhv mit über 40.000 Mitgliedern, darf gerade mal 16 Teilnehmer auf die DM schicken. Zurück zu den Selectiven. Also, hier gibt es keine auf Region oder Mitgliederzahl bezogene Fahrkarten. Hier werden alle Hunde Frankreichs von genau den gleichen 6 LR und Schutzdiensthelfern getestet. Erwähnenswert ist noch die Tatsache, daß ein Hund, der z.B. beim I Selectiv weniger als 300 Punkte erreicht, nicht mehr die beiden folgenden "Selective" führen darf. Er scheidet aus.

Nun hat unser HF seine 3 Selective gemeistert, sich den letzten Angstschweiß von der Stirn gewischt (Ich empfehle jedem, sich wenigstens einmal solch ein Selectiv anzuschauen; die Helferarbeit ist absolut sehenswert; jede Schwäche des Hundes oder seiner Ausbildung wird ausgenutzt), dann beginnt in ganz Frankreich auch schon das große Rennen. Alle 3 Selective werden addiert, und durch 3 dividiert ergibt einen Punkteschnitt. Nun wird es ganz einfach: Die HF mit den 26 besten Punktzahlen haben sich die Fahrkarte zum Finale erkämpft. Platz 27 + 28 gehen als "chien blanc" zu dieser Veranstaltung.

Noch eine kleine Besonderheit:
Die "Finalisten", also die 26 Besten, nehmen ihre Durchschnittspunktzahlen aus den Selectiven mit auf das Finale. Dort wird dann diese Punktzahl mit dem Ergebnis des Finales addiert. Also z.B. Durchschnittspunktzahl aus den Selectiven 387 P. plus Ergebnis des Finales 383 P. ergibt 770 Punkte. Diese Punktzahl ist das Endergebnis auf dem "Championat de France". Wer aus beiden Ergebnissen zusammen die meisten Punkte erreicht hat, ist der "Champion de France" - der französische Meister. Hier spielt also nicht das Tagesglück oder die Tagesform die alleinige Rolle, hier wird durch die Brücksichtigung des Gesamtschnitts der Selective die Leistung eines ganzen Jahres berücksichtigt. Nur der, der über die ganze Saison hin spitze war, kann Champion de France werden. Für den Tagessieger des Championat de France gibt es eine gesonderte Wertung, den sogenannten "Cup de France". Hier zählen nur die Ergebnisse des Finales. Der hier Erstplatzierte hat dann den "Cup" gewonnen, ist aber nicht automatisch "Champion de France".

© Copyright by Karla Klapproth

Mit freundlicher Genehmigung von Karla Klapproth für www.ring-sport.net - Vielen Dank!
Zwinger von Güldenwerth - Belgische Schäferhunde - Tervueren
eMail: Kklapproth@t-online.de

    Aus dem Buch:

  • Belgische Schäferhunde
    Haltung, Geschichte und Zucht in Deutschland
  • ISBN 3-00-001551-5
    Paperback, 224 Seiten, 153 s/w Fotos, 27 Farbfotos, 24 Abb.



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